Egalhaltung

Egal heißt eigentlich “gleich”.

Gebraucht wird das Wort, wenn zwei Dinge gleich sind, oder zwei Entscheidungen gleichwertig, oder wenn uns etwas “Wurscht” ist. Es kann auch politisch benutzt werden (in Frankreich als “Egalité”: Gleichwertigkeit aller Bürger/innen).

Egalisieren heißt Gleichmachen, z. B. bei Gesetzen und Verordnungen, die für mehrere Staaten genau gleich gelten und die noch bestehenden Unterschiede ausgleichen sollen.

Gleichmacherei ist der Versuch, Menschen trotz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Begabungen nach einer gedachten Norm zu behandeln. Dabei wird dann so getan, als gäbe es diesen “normalen” Menschen. Da jedoch jeder Mensch einzigartig ist, kann es keinen ein zweites Mal geben (auch Zwillinge sind genetisch unterschiedliche Menschen und deshalb jeweils auch einzigartig). Wenn es jeden Menschen jedoch nur einmal gibt, wer soll dann herhalten für eine Norm? Insofern sind wir nicht normal, sondern einzigartig.

Diese Normen sind ausgedacht, ergeben sich aus Ideen, Vorstellungen oder religiösen Inhalten. Sie sollen verhindern, dass zu viel persönliche Eigenart (Individualität) so gelebt wird, dass andere davon den Gebrauch eigener Fähigkeiten ableiten und zuviel Freiheit entsteht. Dann ist das Volk nämlich nicht mehr so richtig kontrollierbar.

Egalhaltung fordert den Verlust von Herausragendem und handelt nur nach vorgedachten Normen - auch bei sich selbst. Das kann dazu führen, dass Entscheidungen gar nicht erst gefällt werden (“ist mir doch egal”) und wer anders entscheiden muss, oder dazu, dass Forderungen nach Übereinstimmungen ergehen.

z. B. tragen bestimmte Leute stets eine bestimmte Markenkleidung oder Markenturnschuhe. Bestimmte Gruppen tragen eine Art Uniform (Schirm einer Mütze nach hinten, auffällige Haarfärbungen, kaputte Jeans, Schützenuniform, Kanutenjacken, Clubsakkos, Abzeichen von Studentenverbindungen oder Autoclubs, Doktorhut oder sonstige Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe).

Religiös gibt es das natürlich auch (Talare, Käppis, geistliche Gewandung, Kutten, Hauben usw.). Davon stammt z. B. der Gebrauch von Talaren bei Richtern, Anwälten usw. im Gericht.

In Beziehungen gibt es diese Vorstellung auch: z. B. Eheringe, Partnerlook (wenn ein Pärchen sich ähnlich farblich kleidet), Zeitabläufe in einer Familie (wann wird das oder das gegessen, wann wird gebadet, wann wird geruht, wann wird wohin in Urlaub gefahren, wer darf die Wohnung betreten, mit wem darf wer offiziell befreundet sein).

Immer geht es darum, dass alles überschaubar und vorausschaubar bleibt und möglichst keine Irritationen auftreten, die alles durcheinanderbringen könnten. Neue Erkenntnisse haben da keinen Platz, abweichende Entwicklungen werden abgewertet oder bekämpft, neue Talente dürfen nicht genutzt werden